Geschichte

Vor 75 Jahren – am 5. Juni 1949 – am Pfingstfest versammelte der damalige Kaplan Schäfer einige Jungen im Christkönigsheim und erläuterte ihnen die Idee von Robert Smyth Baden Powell, Lord of Gilwell – kurz BiPi – der 42 Jahre zuvor auf einer kleinen Insel namens Brownsea Island vor England ein Jungenzeltlager durchführte und damit die Pfadfinderidee zum Leben erweckte. Seine ersten Anhänger in Lampertheim waren Willi Krämer, Hans Gutschalk, Rudi Will, Ludwig Metzner und Friedel Illius. Ihnen folgten bald weitere Begeisterte, die am Pfadfindertum Interesse fanden. Im Juli wurde der erste Stammesfeldmeister (heute: Stammesvorstand) Willi Krämer gewählt, der später auch zum Gaufeldmeister (Bezirksvorstand) ernannt wurde.

Im Jahr darauf erhielt der Stamm Lampertheim am Georgstag (23. April 1950) sein erstes Lilienbanner, das symbolisch den Anschluß an die DPSG charakterisiert. Trotz interner Schwierigkeiten, die durch die Nachkriegszeit entstanden, blieb der Lampertheimer Stamm fest zusammen. Fahrt und Lager war damals wie heute das Zuhause der Pfadfinder. Gleichzeitig wurden sie auch durch die Sippenarbeit im Pfadfinderheim und besonders durch die enge Verbindung zur Kirche geprägt. Erst im Laufe der Jahre wurde diese enge religiöse Bindung etwas aufgelockert und die gesellschaftliche Ebene mehr betont.

Im Oktober 1957 kam Anneliese Feldhinkel als erste Akela (Wölflingsführerin, heute: Wölflingsleiterin) hinzu und kurz darauf Kaplan Kalb, der sich auch später als Religionslehrer für das Pfadfindertum einsetzte und besonders den Namen Guy de Larigaudie bekannt machte. Er und Franz Schäfer bewegten die Stammesführung am 7. Dezember 1961 den Stamm „Sankt Andreas” den Namen „Guy de Larigaudie” zu geben. Vom 17. bis 25. Oktober 1959 wurde das zehnjährige Bestehen des Stammes gefeiert, bei dem auch der Gründer Pfarrer Schäfer, der zu dieser Zeit Pfarrer in Biebesheim war, mitfeierte.

Der Reiz nach Abenteuern auf Fahrten und Lager geriet ins Schwinden. Denn schon seit einiger Zeit machten viele Familien wieder Urlaubsreisen, gegen die eine Pfadfinderfahrt nur ein Katzensprung ist, und nur noch der Abenteuerlustige fährt mit seiner Sippe ins Zeltlager um dort mit Wind und Wetter, mit Blasen an den Füßen oder mit der misslungenen Mahlzeit fertig zu werden. Dadurch verlagerte sich der Schwerpunkt der pfadfinderischen Tätigkeit langsam zu Aktionen im Heimatort. Doch dem Zeitgeist zum Trotz wurde 1960 das Sommerzeltlager attraktiver gestaltet, mit neuer Küchenausrüstung, drei nagelneuen Zelten mit Gummiboden. Der gute alte „Drahtesel”, der Stolz vieler Pfadfinder, wird durch das Auto der Eltern oder die Bahn ersetzt, welche fortan als Transportmittel zum Lager dienten. Durch diese Neuerung war es nun auch möglich, weiter entfernte Lager zu besuchen, wie zum Beispiel die internationalen Lager von 1961 an die belgische Grenze, 1966 in Fürstenberg im Schwarzwald, sowie die beiden Sommerlager mit den Pfadfindern aus unserer Partnerstadt Ermont, 1969 im Schwarzwald und 1970 in Südfrankreich.

Diese Lager, die von Karl-August Häusler geleitet wurden, prägten die damaligen Aktivitäten des Stammes. Öffentliche Aktionen wurden für den Stamm zu einem neuen Betätigungsfeld. Buchausstellungen wurden mitgestaltet, Sammelaktionen durchgeführt, Fronleichnamsaltäre gebaut und im Advent fand die (fast) alljährliche Nikolausaktion ihren Anfang.

Das Jahr 1964 bringt mit dem Abschied von unserem Kuraten, Pfarrer Ernst Kalb, der ins Bischöfliche Ordinariat nach Mainz berufen wird, einen großen Verlust für die Lampertheimer DPSG und sicherlich auch für viele andere Vereine und Gruppen in unserer Gemeinde. Sein Nachfolger als unser Kurat wird Kaplan Thalhauser, der mit uns am 23. April 1965, dem Georgstag die erste Jugendmesse mit modernen Gesängen Lampertheims gestaltet. Von 1966 bis 1968 arbeitete unser Stamm aktiv an der Ausgestaltung des Spargelfestes mit, die Liliputbahn wurde gefahren, die Riesenstreichhölzer wurden verkauft, und Willi Illius leitete auf Wunsch des damaligen Bürgermeisters Hans Pfeiffer ein internationales Lager im Schwimmbad, zu dem die Jugend der Lampertheimer Partnerstädte eingeladen wurden. Zur Feier des 20-jährigen Bestehens am 27. Juni 1969 konnte Karl-August Häusler, der die Stammesgeschicke von 1959 bis Ende 1970 gelenkt hatte, viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und vor allem eine große Anzahl ehemaliger Pfadfinder begrüßen. Mit dem Namen Karl-August Häusler, der im Jahre 1961 zum Georgsritter ernannt wurde, werden viele Aktivitäten der Lampertheimer Pfadfinder in Verbindung gebracht. Nachdem sich Karl-August Häusler anderen Aufgaben gewidmet hatte, gab es einen Einbruch in den Stammesaktivitäten, bis sich etwa ein Jahr später eine Gruppe ehemaliger Rover aufraffte und wieder Gruppenstunden abhielten und auch ein Sommerzeltlager organisierten.

Es war das Jahr 1971 als diese Rover die Geschicke des Stammes Guy de Larigaudie der Lampertheimer St.-Georgspfadfinder in die Hand nahmen. Sie hatten schnell regen Zuspruch, sodass die erste neue Akela Rosi Stephan (heute Rosi Schlesinger), bald ihre neue Wölflingsmeute zusammen hatte. Gruppen der Jungpfadfinder und Pfadfinder wurden von Werner Weidenauer, Rainer Münch und Günther Litterer betreut und um die Stammesgeschäfte kümmerte sich Christian Walkowiak.

Schon bald stand es fest, wieder ins Sommerzeltlager zu fahren und in der Adventszeit wurde die Tradition der Nikolausaktion fortgesetzt. Der Schwerpunkt der Pfadfinderarbeit war nicht mehr nur das Abenteuer in der Natur und der Umgang mit Seil und Knoten, sondern der soziale Gedanken „Jeden Tag eine gute Tat” trat immer mehr in den Vordergrund. So wurde öfters an der Aktion „Flinke Hände – Flinke Füße” teilgenommen, dadurch konnte man auch bei der Einweihung des Alten- und Pflegeheim Maria Verkündigung einen Spezial-Bet-Tisch überreichen.

In den folgenden Jahren war man beim Aufbau des Bezirkes Bergstrasse aktiv dabei und übernahm auch dort einen Teil der Verantwortung. In der Adventszeit kam die Adventskranzaktion und die Teilnahme an vielen Weihnachtsmärkten hinzu. Die Stammesgeschicke wurden nun von Reinhold Merkel und schon bald von Kurt Föbel in die Hand genommen. In dieser Zeit ging der Stamm durch viele Höhen und Tiefen bis bei vielen der damaligen Rover die Bundeswehrzeit vorüber war und sie wieder mit der Gruppenarbeit begonnen haben. Trotz aller Schwierigkeiten wurde jedes Jahr ein Zeltlager organisiert und durchgeführt. Nach Armin Münzenberger und Hans-Ludwig Boxheimer folgten Rolf Borkenhagen und Bernhard Kannengiesser, die 15 Jahre den Stamm führten. In dieser Zeit wurden nicht nur traditionelle Aktivitäten weitergeführt, man stellte sich auch neuen Herausforderungen. So wurden Veranstaltungen auf Bundes-, Diözesan- und Bezirksebene mitorganisiert und auch durchgeführt.

Man ging nicht mehr nur ins Sommerzeltlager sondern auch in Winterfreizeiten und besuchte auch einige Treffen auf überregionaler Ebene. Zum 40-jährigen Bestehen konnte man auch ein Gelände anpachten, das aber leider dem Landratsamt ein Dorn im Auge war und so kam es, dass man es drei Jahre später wieder räumen musste.

1995 wurde auch wieder die Tradition aufgegriffen, das Zeltlager gemeinsam mit den Meßdienern durchzuführen, was sich auch positiv auf die Jugendarbeit in der Gemeinde St. Andreas auswirkte.

1999 gingen die Rover auf große Fahrt: Zwei Wochen mit dem Traktor und einem selbst wieder hergerichteten Bauwagen durch die Pfalz. Ein Abenteuer, nicht nur für die Teilnehmer, auch für alle anderen Autofahrer. Im Jahr 2001 war die erste Vollversammlung der Pfadfinderstufe, in welcher die Frankfurter Erklärung verabschiedet wurde. Ein weiterer Schritt in Punkto Kindermitbestimmung innerhalb der DPSG. Und Lampertheim war mit dabei – aktiv!

2003 war es endlich – mal wieder – soweit: Wir haben ein eigenes Grundstück gefunden. Ausgestattet mit einem Traktor und drei Bauwägen sind wir komplett mobil. Seither gilt: Auf in den Garten zum schaffen! Denn so ein Grundstück braucht viel Pflege.

Ende 2004 wurde auch endlich ein lang gehegter Traum wahr und es wurde der Förderverein “Pfadfinderschaft St. Georg Lampertheim e.V.” gegründet, eingetragen im Vereinsregister und als gemeinnützig anerkannt.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft!